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Futtermittelallergie - eine echte Herausforderung

Auf der Suche nach der passenden Diät für Katzen und Hunde mit Futtermittelallergie

Das Erfolgsprinzip: Diät und Aufklärung

Nahezu alle Erkrankungen, die wir Menschen kennen, können auch bei Hunden und Katzen vorkommen. Das gilt auch für Allergien. Entsprechend haben sich der Kenntnisstand über Allergien beim Vierbeiner, die Möglichkeiten der Diagnosestellung und der Behandlung in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt. Und doch es gibt ein schwerwiegendes Problem. Tierhalter informieren sich heutzutage bei gesundheitlichen Problemen ihrer Vierbeiner häufig zunächst im Internet. Nicht selten wird daher als erste Maßnahme die Fütterung ggf. mehrfach umgestellt, ohne das Tier vorab dem Tierarzt vorzustellen. Besonders empfohlen werden in den zurate gezogenen Foren Produkte mit neuen, besonders exklusiven Zutaten. Im Falle einer Futtermittelallergie wird für dieses Tier die Suche nach noch unbekannten Protein- und Kohlenhydratquellen für eine Diätmaßnahme zu einem äußerst schwierigeren Unterfangen. Dabei kann heute durch eine gründliche Diagnostik, konsequente Diätfütterung und die zielgerichtete Behandlung von Begleiterkrankungen auch einem Futtermittelallergiker mit massiven Beeinträchtigungen oft ein nahezu beschwerdefreies Leben ermöglicht werden – sofern der Tierhalter bei der Fütterung seines Tieres von Anfang an umsichtig vorgeht.

Allergiker in der Kleintierpraxis

Aufgrund der aufwendigeren Diagnostik und Therapie sind in der Praxis besonders die atopische Dermatitis und die Futtermittelallergie von Bedeutung. Von der atopischen Dermatitis sind beim Hund ca. 3,3 - 7 % der Population betroffen, während die Prävalenz bei der Katze mit 12,5 - 20 % deutlich höher liegt1 . Typischerweise treten die ersten Symptome beim Hund in einem Alter von 6 Monaten bis 3 Jahren, bei 75 % der Katzen im Alter von 6 bis 24 Monaten auf1 . Prädisponierte Rassen scheinen beim Hund Boston Terrier, Englische Bulldogge, Mops und Yorkshire sowie größere Rassen wie Boxer, Labrador Retriever und Golden Retriever zu sein. Bei den Katzen fallen Europäisch Kurz- und Langhaar, Abessinier und Devon Rex statistisch auf. Eine Futtermittelallergie wird beim Hund bei 1 - 7 % der Population festgestellt, wobei sich im Gegensatz zur atopischen Dermatitis erste Symptome in 30 - 50% der Fälle bereits im ersten Lebensjahr zeigen. Von den Katzen sind ca. 12 % der Tiere von einer Allergie auf Inhaltsstoffe des Futters betroffen. Rasseprädispositionen sind weder bei Hund und Katze bekannt1 . Halter solcher Patienten berichten häufig von Hautproblemen, Magen-Darm-Störungen oder sind von Atembeschwerden und Konditionsverlust ihrer Vierbeiner beunruhigt. Dermatologische Befunde werden am Häufigsten gesehen und können die unterschiedlichsten Schweregrade und verschiedenste Hautveränderungen zeigen. Beim Hund werden bei einer Futtermittelallergie nicht selten eine rezidivierende Otitis Externa, Pododermatitis und perianaler Juckreiz beobachtet1,3. Eine beidseitige Canine Otitis Externa wird besonders häufig bei einer atopischen Dermatitis und eine Futtermittelallergie beobachtet1,2,3. 15 - 30 % der Hunde zeigen bei einer Futtermittelallergie Verdauungsstörungen. Respiratorische Symptome werden hingegen eher bei Katzen als bei Hunden beschrieben1 .

Die Eliminationsdiät und ihre Grenzen

Im Gegensatz zu einer Futtermittelintoleranz handelt es sich bei der Futtermittelallergie um eine immunvermittelte Reaktion auf Futterbestandteile1 . Die Diagnose stellt gleichsam die Therapie dar und besteht darin, die orale Aufnahme des Auslösers der allergischen Reaktion zu vermeiden. Da im Regelfall der Auslöser nicht bekannt ist, ist die Umstellung auf eine speziell zusammengesetzte Diät erforderlich. Der Goldstandard ist also die Vermeidung der Allergene durch eine Diät aus einer selbst zubereiteten Ration, die aus nur je einer bisher nicht verfütterten tierischen Protein- und Kohlenhydratquelle besteht oder einer kommerziellen Diät, die diesen Zweck erfüllt4 . Da die Zubereitung aufwendiger ist, wird vom Tierhalter häufig eine kommerzielle Diät bevorzugt. Dazu eignen sich exklusive Trockenalleinfutter-Rezepturen mit jeweils nur einer neuartigen Kohlenhydrat- und Proteinquelle. Vielversprechend sind neue Diät-Rezepturen mit Maroni und Wachtel. Auch Spezial-Diäten aus hydrolisierten Proteinquellen sind ein sehr erfolgsversprechender Ansatz. Dahinter, dass selbst bei solchen Spezialdiäten trotz konsequenter Fütterung bei einem kleinen Teil der Patienten kein Erfolg eintritt, werden bisher ungeklärte immunologische Mechanismen vermutet4 . Angesichts der zunehmenden Problematik, bei den derzeitigen Fütterungstrends geeignete Rohstoffe für eine Ausschlussdiät zu finden, kommt der frühzeitigen Beratung und Aufklärung der Tierhalter in der Tierarztpraxis eine immer größere Bedeutung zu.

Beratung und Aufklärung

Der ideale Zeitpunkt für ein Gespräch über die sinnvolle Futterauswahl ist die erste Vorstellung des Welpen bzw. des Kitten zur Impfung, da der Tierhalter dann besonders offen für Ratschläge ist. Für dieses Gespräch wird im Regelfall von Tierarzt und Tierbesitzer mehr Zeit eingeplant. Oft reicht der Hinweis, dass man Allergien nicht durch die Fütterung exklusiver Rezepturen vorbeugen kann und dass spezielle Produkte mit besonders exklusiven Rohstoffen nicht nur sehr teuer, sondern ohne Indikation keinen Vorteil, sondern auch Nachteile bringen. Exklusive Zutaten sollten deshalb bewusst für möglicherweise später auftretende Probleme vorbehalten bleiben, während gesunde junge Vierbeiner vorrangig mit gängigen Zutaten wie Geflügel, Lamm, Rind, Weizen, Mais oder Reis ernährt werden können. Gegebenenfalls ist das Thema Nachhaltigkeit durch die überwiegend regionale Herkunft ein zusätzliches gutes Argument zugunsten dieser „Hausmannskost“ aus hochwertigen Zutaten. Neben der allgemeinen Beratung können Hinweise auf Vorsorgetermine zur Entwurmung und Gewichts- sowie Wachstumskontrollen im ersten Lebensjahr platziert werden.

Der Tierarztbesuch

  1. Impfschema
    Wann wird welche Impfung empfohlen?

  2. Entwurmungsschema
    Wann bzw. wie oft sollte entwurmt werden?

  3. Floh- und Zeckenschutz
    Was gilt es zu beachten?

  4. Check-Up-Termine
    Kontrolle Zahnwechsel, Entwicklung von Größe und Gewicht

  5. Futterwahl
    Warum ein hochverdauliches altersgerechtes Alleinfutter mit Basisrezeptur sinnvoll ist.

  6. Fütterungstipps
    Futterwechsel, Futtermenge, Leckerchenmenge

  7. Aktivität
    Wie erkenne ich was zu viel ist? Treppensteigen: Ja oder nein

  8. Alleine bleiben
    Tipps, die das Alleinsein erleichtern

  9. Sicherer & entspannter Transport
    Tipps zum Autofahren

Damit die Informationen haften bleiben und der interessierte Tierhalter nicht überfordert wird, ist es ratsam, ein kleines Merkblatt mit Stichpunkten zu den wichtigsten gesundheitlichen Aspekten des ersten Lebensjahrs mitzugeben: Impf- und Entwurmungsschema, Zahnwechsel, Floh- und Zeckenschutz, Futterwechsel etc. Wer nicht bereits selbst eine solche Kurzinfo zusammengestellt hat, kann auch auf Flyer oder Heftchen mit entsprechenden Tipps von renommierten Futtermittelherstellern zurückgreifen.

Fazit

Mit früher Aufklärung ist beim Allergiemanagement viel zu erreichen. Nur über den verantwortungsvollen Umgang mit unseren Ressourcen und der Sensibilisierung der Tierbesitzer kann vielen Futtermittelallergie-Patienten auch langfristig geholfen werden.

Literaturhinweise:

1Classen J, Klinger CJ, Mueller RS; Allergien bei Hund Katze und Pferd, Allergologie, Jahrgang 39, 2016

2Classen J, Mueller R; Otitis Externa beim Hund; Kleintierpraxis 62, Heft 05|2017, S. 294–324

3Patterson S; Discovering the causes of otitis externa; In Practice FOCUS May 2016

4Rade C; Futtermittelallergien bei Hund und Katze: Ein Update der diätetischen Möglichkeiten, Kleintiermedizin 5-2011

5Verlinden A, Hesta M, Millet S, Jannsens GPJ; Food Allergy in Dogs and Cats: A Review, Critical Review in Food Science and Nutrition, 46; 259-273 (2006)